Ortsfeuerwehr Kobersdorf von 1930-1950
Da nach 35-jährigem Gebrauch sowohl die aus dem Gründungsjahr stammende Saughanddruckspritze als auch die Monturen sehr schadhaft geworden waren, hatte der Verein die Aufgabe, diese neu zu ersetzen. Anlässlich des 40-jährigen Bestandsjubiläums wurden diese Vorhaben verwirklicht. Der großzügigen Spende - und Opferbereitschaft der damaligen Gemeindebevölkerung ist es zu danken, dass die Feuerwehr fast gänzlich neu ausgerüstet wurde.
36 Stück neue Tuchblusen wurden um S 1.700,00 angeschafft, eine neue Motorspritze mit Wagen und sämtlichem Zubehör einschließlich 400 m Schläuche kostete S 8.500,00, weitere Löschgeräte und Einrichtungen machten den Betrag von S 2.800,00 aus. Zu den Gesamtaufwendungen von S 13.000,00 hat die Gemeindevertretung der Feuerwehr aus der Gemeindekasse S 3.500,00 zur Verfügung gestellt. Der Restbetrag von S 9.500,00 wurde aus dem Spritzenfond, dem Reinertrag von Unterhaltungen, Theaterveranstaltungen und vor allem aus Spenden aufgebracht.
Die Feierlichkeiten zum 40-jährigen Gründungsfest fanden am 25.5.1930 vor dem Hause Schick, Hauptstraße (heute Hauptstraße Nr. 19) statt. Zahlreiche Ehrengäste konnten von Obmann Ing. Martinkovits begrüßt werden. Um 14 Uhr Nachmittag wurde eine Übung mit der neuen Motorspritze vorgeführt.
Es wurde angenommen, dass im kath. Pfarrhaus ein Stiegenbrand ausgebrochen ist. Die Kobersdorfer Feuerwehr wird alarmiert, als das Feuer bereits auf den Dachstuhl übergegriffen hat. Im ersten Stock des Pfarrhauses befinden sich im großen Saal Schüler, welche über die brennende Stiege nicht mehr heruntergelangen können. Sie müssen von der Feuerwehr durch das Fenster gerettet werden. Da heftiger Nordwind weht, ist das angrenzende Schulgebäude in Gefahr. Die Feuerwehr legt zwei Schlauchlinien. Eine zum Schutze des Schulgebäudes und die zweite zur Lokalisierung des Brandes. Als Wasserbezugsquelle diente der Bach. Die vortrefflich gelungene Angriffsübung fand bei den Festgästen sowie bei den Wehren allgemeinen Beifall.
In der ordentlichen Vollversammlung der Feuerwehr vom 27. Juni 1935 wurde die Auflösung des freiwilligen Feuerwehrvereines ordnungsgemäß beschlossen: Obmann Forstmeister Ing. Martinkovits teilt mit, dass am 1. Juli 1935 das vom Landtag kürzlich beschlossene neue Gesetz betreffend die Organisation der Feuerwehren im Burgenland in Kraft tritt. Er teilt weiters mit, dass auf Grund dieses Gesetzes die bisherigen, auf dem Vereinsrecht fußenden Feuerwehrvereinigungen in Körperschaften öffentlichen Rechtes umgewandelt werden. Gleichzeitig gibt er bekannt, dass in der Ortsfeuerwehr selbst keine Veränderungen Platz greifen werden, obwohl sich der Feuerwehrverein auflösen muss. Der Antrag auf Auflösung des Vereines wird einstimmig angenommen. In den folgenden Jahren wurden daher die Aktivitäten der Feuerwehr und der Dienst am Nächsten unvermindert weitergeführt.
Das 50-jährige Gründungsfest wurde am 11. September 1939 gefeiert. Bis zu dieser Zeit wurde an der Bekämpfung von 81 Bränden mitgewirkt, davon in unserer Gemeinde 11 Großbrände, 5 Innenbrände, 17 Kleinfeuer an Wald- und Kaminbränden. Während des Zweiten Weltkrieges mussten die wenigen zu Hause anwesenden Feuerwehrmänner einen schweren Dienst erfüllen. Unter dem Kommando von Pehm Leopold, Kindler Gottlieb und des Maschinisten Klafsky Josef waren in den Jahren 1943 bis 1945 auch viele Frauen im Feuerwehreinsatz tätig:
- Grössing Katharina, geb. Kindler, heute Haupstraße 22
- Hausensteiner Hermine, geb. Pauer, heute Waldgasse 26
- Hausensteiner Irma, geb. Wilfinger, zuletzt Franz Lisztgasse 13
- Klafsky Elisabeth, geb. Prandl, heute Hauptstraße 31 a
- Labanovsky Anna, geb. Degendorfer, zuletzt Neugasse 27, (Amerika)
- Langecker Emma, geb. Langecker, zuletzt Hauptstraße 44
- Pauer Hermine, geb. Grössing, zuletzt Florianigasse 33
- Prandl Gisela, geb. Grössing, zuletzt Haydngasse 23
- Prandl Maria, geb. Schmidt, heute Florianigasse 1
- Pucher Gertrude, geb. Filz, zuletzt Inselgasse 19
- Reitgruber Hermine, geb. Prandlhofer, heute Am Waldhof 7
- Scheidl Erna, geb. Schick, zuletzt Waldgasse 30
- Schmid Olga, zuletzt Kerystraße 5
- Schmidt Pauline, geb. Stifter, heute Florianigasse 3
- Schnabl Maria, geb. Friedl, heute Neugasse 28
- Schneider Maria, geb. Hausensteiner, zuletzt Wien
- Schock Frieda, zuletzt Hauptstraße 67
- Schöll Katharina, geb. Fuchs, heute Nikolausgasse 6
- Schütz Maria, geb. Schick, zuletzt Hauptstraße 19 (Wien)
Die Ausbildung und die Übungen fanden zumeist Sonntag nachmittags statt, worüber die Damen nicht immer besonders erfreut waren. Frau Maria Schnabl hat als Kommandant der Frauengruppe sogar an einem Feuerwehrkurs in Wiener Neustadt teilgenommen und wurde dort bei einem Bombenangriff verschüttet; sie konnte jedoch lebend geborgen werden.
Beim Brand der Meier-Mühle 1943, beim Brand einer Scheune der Familie Langecker (heute Hauptstraße 53) durch Blitzschlag während eines Unwetters 1944 und beim darauffolgenden Hochwasser war das Damen-Team erfolgreich im Einsatz. Tagelang nach dem Unwetter wurde eine beträchtliche Anzahl Keller unter großer Mühe ausgepumpt.
Viele brave und opferfreudige Feuerwehrkameraden haben in jenem furchtbaren Krieg ihr Leben gelassen: Leopold Josef, Pauer Johann, Steiner Johann, Hausensteiner Josef, Engelmeier Johann.
Nach Ende des Zweiten Weltkrieges wurden fast alle vorhandenen Einrichtungen und Geräte verschleppt. Sie konnten nur mühselig ausgeforscht und wieder eingesammelt werden. Die Motorspritze blieb Dank der Umsicht und des persönlichen Einsatzes des Ortsfeuerwehrkommandanten Franz Filz unversehrt.
Am 1. November 1946 trat die Ortsfeuerwehr anlässlich einer Heldenehrung beim Kriegerdenkmal wieder in die Öffentlichkeit.
Das 60-jährige Gründungsjubiläum fand am 11. September 1949 auf dem Festplatz (heute Hauptstraße 19) statt. Folgende Ehrengäste nahmen daran teil: Bezirksfeuerwehrkommandant-Stellvertreter Josef Heinz, Kreisinspektor Franz Filz, Ehrenkommandant Johann Marx, Ehrenschriftführer Josef Tangl, die Gründungsmitglieder Paul Thrackl, Josef Binder, Josef Hausensteiner, Paul Grössing, Johann Schrödl sowie Bgm. Johann Schnabl, Amtmann Anton Prandl und die Herren des Gemeinderates, außerdem etwa 700 Festgäste. Das Festprogramm schließt mit einer von der Bevölkerung und den sieben angetretenen Nachbarwehren mit großem Interesse aufgenommenen Schauübung vor dem rk. Schulgebäude.